Intuition versus Faulheit

INTUITION VERSUS FAULHEIT

Aktuelle Studien zeigen, dass Menschen am Tag bis zu 100.000 Entscheidungen treffen – von der Wahl des Shampoos am morgen bis zum Fernsehprogramm am Abend. Viele dieser Entscheidungen fällen wir aber unbewusst, weil sie sich so in unseren Alltag integriert haben, dass uns gar nicht klar ist, dass wir in diesem Augenblick einen Handlungsweg aus vielen Wahlmöglichkeiten aussuchen. 

Doch jeder Mensch kommt im Leben an einen Punkt, an dem er eine gewichtige Entscheidung treffen muss. Kündige ich den Job, obwohl ich noch keinen neuen habe? Investiere ich in das Eigenheim oder lebe ich noch ein wenig zur Miete? Die meisten von uns kommen sogar aufgrund ihres Jobs täglich an solch einen wichtigen Scheideweg. Welche Strategie soll ich wählen? Investieren wir in diese oder jene Technologie? Ist das der richtige Zeitpunkt, um ein neues Produkt auf den Markt zu bringen? Ist es überhaupt das richtige Produkt?

Wer dann in der Lage ist, einen Schritt zurückzugehen, die Lage als Beobachter einzuschätzen und der Intuition eine Chance zu geben, hat vieles gewonnen. Er wird seine Entscheidung selten bereuen, selbst wenn sie sich im Nachhinein als rational „schlechtere“ Alternative entpuppt. Die Person wird es als Lernprozess sehen und beim nächsten Mal gegebenenfalls einen anderen Weg wählen, den Zugang zur Intuition zu öffnen.

Wenn Intuition als Ausrede benutzt wird

Aber es gibt auch Menschen, die nicht wirklich intuitiv entscheiden, sondern die Intuition als Vorwand missbrauchen, um sich selber aus der Verantwortung zu ziehen oder sich nicht mit einer Situation auseinander setzen zu müssen. Nicht selten begegnen uns Vorgesetzte, die eine Aufgabe delegieren und auf Nachfragen keine genauen Angaben machen: „Du wirst schon eine Lösung finden.“ Ist das Ergebnis dann nicht zufriedenstellend, wird die Verantwortung auf den Mitarbeiter abgewälzt: „Ich bin sehr enttäuscht, da hätte ich deutlich mehr erwartet.“ Das führt nicht nur zu einem Knick im Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeiter und Chef, auf Dauer wird auch die Motivation des Mitarbeiters zerstört.

Denn eines darf nicht vergessen werden: Wer mit Intuition arbeitet, sollte dennoch eine Vision, ein Ziel verfolgen. Dies gilt genauso im Privat- wie im Berufsleben. Wenn eine Situation eine klare Entscheidung verlangt, dann soll die gewählte Alternative in der Regel zu etwas „Höherem“ führen, im besten Fall zu einer Optimierung beziehungsweise Weiterentwicklung des aktuellen Status Quo. Sie kann ein Schritt auf einem langen Weg vieler Entscheidungen sein, aber sie dient letztlich einem Ziel. Verlieren wir das aus den Augen und entscheiden nur um des Entscheidens Willen, ist das keine intuitive Handlungsweise - es ist Faulheit. Unangenehmes wird schnell abgehakt und auf dem kürzesten Weg aus der Welt geschaffen.

Intuition als Impuls

Das wirklich Traurige dabei ist, dass dadurch viele Möglichkeiten unausgeschöpft und viele Alternativen ungenutzt bleiben. Kurz gesagt: Die Kreativität bleibt auf der Strecke. Wir versäumen es, bisher ungeahnte Lösungen in Betracht zu ziehen und neue Wege einzuschlagen. Dabei könnte daraus ein völlig neues Produkt entstehen oder eine andere Alternative auftauchen, die man anfangs gar nicht in Betracht gezogen hat. 

Wer sich wirklich von seiner Intuition leiten lässt und offen auf sein Inneres hört, wird im Fluss handeln – eine Idee wird die andere ergeben, aus einem gewählten Weg zeigt sich eine weitere Abzweigung. Bis schließlich ein Schritt nach dem anderen automatisch zum fokussierten Ziel führt.  

Die Intuition ist so gesehen der entscheidende Impuls. Der Impuls, Neues zu wagen. Der Impuls, das größere Ganze zu betrachten. Der Impuls, der nicht nur uns selber aus der Komfortzone herausholt, sondern auch andere Menschen mitreißt. Betrachten wir erneut den Mitarbeiter aus dem obigen Beispiel, dem der Chef eine Aufgabe zuteilt: Wenn der Vorgesetzte den Eindruck vermittelt, sich wirklich mit der Aufgabe auseinander gesetzt zu haben und dem Mitarbeiter erklären kann, wohin die Reise gehen soll und im besten Fall sogar seine intuitiven Eingebungen an ihn weitergeben kann, wird der Mitarbeiter sich mit einem völlig anderen Eifer an die Aufgabe setzen. Er wird nach kreativen Lösungen suchen und seiner eigenen Intuition vertrauen.

Und das ist es, wozu wir unsere Intuition einsetzen sollten – uns selber und anderen Menschen ungeahnte Lösungswege, kreative Ideen und Impulse aufzuzeigen.

Zurück
Zurück

Mentale Gesundheit

Weiter
Weiter

Meditation